Wasserkraftnutzung gestern und heute
Exkursionsbericht Hohenwarte und Ziegenrück
9. Oktober 2021
von Ute Frieße, mit Ergänzungen von Hans-Georg Spanknebel
Nachdem wegen der Corona-Pandemie schon im März 2020 die Mitgliederversammlung des FöV AGWA und auch der wasserhistorische Vortrag ausfallen mussten, konnte der Verein sich am 8. Oktober 2021 endlich wieder unter bestimmten Voraussetzungen treffen. Die Entlastung des Vorstandes war 2020 und auch 2021 per E-Mail erfolgt.
Am Nachmittag des 8.10.21 fand eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt und abends hielt Prof. Dr. Udo Rindelhardt aus Dresden seinen Vortrag über die „Rolle der Wasserkraft bei der Elektrifizierung im Thüringer Werragebiet“. Es war höchst interessant, zu hören, mit welchen Mitteln die industrielle und private Elektrifizierung am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts vorangetrieben wurde.
Am 9. Oktober war zur Auffrischung des am Abend vorher Gehörten eine Exkursion zum Wasserkraftmuseum Ziegenrück vorgesehen. Bei recht nebelverhangenem Himmel wurde zeitig aufgebrochen. Unterwegs war von der schönen Landschaft Thüringens nichts zu sehen. Kurz vor 10.00 Uhr waren die erwarteten 11 Personen, darunter auch der Vortragende, trotz dieser Widrigkeiten vor dem Pumpspeicherwerk Hohenwarte II eingetroffen. Herr Blank erläuterte uns im Besucherzentrum anhand von Schautafeln Entstehung, Bau und vor allem den Zweck des Pumpspeicherwerkes (PSW). Dies ist durchaus nicht die Energiegewinnung allein — nein, auch der Hochwasserschutz ist Zweck eines solchen Werkes.
Immer noch war es so neblig, dass wir nur eine kurze Strecke der vom Berg aus 300 m Höhe herunterführenden acht Rohrleitungen zur Energiegewinnung sehen konnten. Nach ersten Erklärungen führte uns Herr Blank zum Krafthaus des PSW. Vor den Rohrleitungen wurde die Gruppe fotografiert. Im Gebäude zeigte er uns die einzelnen Baugruppen des PSW. Deren Dimensionen haben uns sehr erstaunt, sowohl was Größe und vor allem auch Gewicht betrifft. Etwa die Hälfte des Gebäudes befindet sich unterhalb des Geländes, weil die Maschinen eine Ausdehnung über mehrere Etagen haben. Zu unserer Besuchszeit war keine Elektroenergiegewinnung erforderlich. Daher konnten wir uns ohne große Geräuschkulisse verständigen.
Nach der Führung fuhren die Teilnehmer in das kleine, jedoch sehr beschauliche Ziegenrück. Inzwischen hatte sich, zu unserer Freude, der Nebel verzogen. Am Imbissstand an der Saalebrücke wurde geparkt. Dort bewunderten wir an einem geologischen Aufschluss die Faltenbildung des Thüringer Schiefergebirges. Wir promenierten an der Saale bis zur Fernmühle, in der sich das Wasserkraftmuseum befindet. Bevor wir es besuchten, nutzten wir hier die Möglichkeit, Mittag zu essen.
Aus Gründen der Corona-Bestimmungen fand im Museum keine Führung statt. Wir erhielten lediglich vor der Tür eine kleine Einweisung und gingen dann allein durch die verschiedenen Ausstellungsbereiche. Es war alles gut ausgeschildert und erläutert. Besonders beeindruckt hat uns das große Landschaftsmodell mit an bezeichneten Orten befindlichen Lampen. Aber auch im Außengelände des Museums konnten ausgesonderte Maschinenteile besichtigt werden. Da erst bekam man einen Eindruck von der Dimension. Auch das Areal für die kleinen Geräte zum eigenen Ausprobieren wurde rege genutzt. Überhaupt waren wir nicht die einzigen Gäste, viele Personen, auch Familien mit Kindern, schlenderten durch das Gelände.
Es war insgesamt eine sehr interessante und lehrreiche Exkursion, obwohl wegen Corona auf eine Präsentation elektrischer Versuche verzichtet werden musste. Und auf der Rückfahrt konnten wir sogar noch die abwechslungsreiche Landschaft Thüringens ohne Nebelschleier bewundern.