Exkursion der Freunde des Wasserarchivs
Exkursionsbericht Helbe
7. Oktober 2022
von Ute Frieße und Hans-Georg Spanknebel
Am 7.10.2022 hörten die Freunde des Wasserarchivs in Tambach-Dietharz einen überaus interessanten Vortrag über historische Wasserbauwerke im fernen China. Nach kurzer Einführung in das Thema stellte Herr Prof. Dr. Rauschenbach aus Ilmenau drei besonders bemerkenswerte Anlagen vor: neben einem Beispiel aus der Zeit des 1. Kaiserreiches (200 Jahre v. Chr.) wurden eine Wassergewinnungsanlage für die Landwirtschaft aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. aus horizontal miteinander verbundenen Brunnen und der Große Kanal für den Transport von Gütern vom Süden bei Shanghai bis in den Norden in die Hauptstadt vorgestellt. Der Referent verstand es, die Baukunst und die technische Ausführung dieser Anlagen sowie deren Bedeutung für das alte China hervorzuheben. So erfolgte anfangs der Transport bei der Überwindung von Höhenunterschieden noch durch die sehr zeitaufwändige Ent- und Wiederbeladung der Schiffe und ihr Transport über Land. Erst im Laufe der langen Bauzeit wurde das Prinzip der Schleusen entwickelt. Bei der Ausdehnung des Landes, der Größe seiner Gewässer – z. B. dem Yangtse und dem Gelben Fluss - ist die Dimension dieser Bauwerke entsprechend groß.
Die Exkursion am nächsten Tag widmete sich ebenfalls historischen Wasserbauwerken, diesmal aber in Thüringen. Es trafen sich 16 interessierte Mitglieder und Freunde des Fördervereins AGWA am 8.10.2022 am Helbewehr bei Westgreußen. Dort wartete schon Herr Höttermann, ein Kenner der Helbe und Buchautor. An der Helbe wurde schon im 13. Jahrhundert ein Verteilerwehr errichtet, um die ca. 20 Mühlen am Gewässer mit ausreichend Wasser zu versorgen. Bauunternehmer waren die Walkenrieder Mönche, die für die Commende des Deutschen Ordens in Griefstedt Wasser „beschafften“.
Später, im 14. Jahrhundert, bedurfte die Stadt Weißensee einer Wasserversorgung. Dabei wurde das bisherige Kanalsystem der Helbe (Schwarzburgische Helbe) durch die Sächsische Helbe ergänzt. Auftraggeber war Landgraf Balthasar, der auch den Leinakanal nach Gotha bauen ließ. Schwierig an der Sächsischen Helbe war vor allem der geringe Höhenunterschied zwischen dem Abzweig des Wassers und dem Entnahmeort in Weißensee. Der Bau eines Aquädukts war zu teuer und zu aufwändig, so wurde das Gerinne über einen großen Damm geführt. Beide Helbe-Kanäle funktionieren auch heute noch, allerdings werden die verbliebenen Mühlen in Weißensee elektrisch betrieben.
Nach der Besichtigung des Helbe-Damms führte Herr Bäumler durch die kleine, jedoch bemerkenswerte Stadt der Thüringer Landgrafen. Neben der Schöpfstelle für das Helbewasser wurden die Kirche und die Ratsbrauerei besichtigt, in der nach dem ältesten deutschen Reinheitsgebot Bier gebraut wird. Nach einer Stärkung im Marktcafé zog es die Archivfreunde noch zur Runneburg und in den chinesischen Garten. Insgesamt war es ein hochinteressanter Tag für alle Teilnehmer der Exkursion.